Dienstag, 10. Mai 2011

Social Media als politisches Kommunikationsinstrument

Neue Zeiten brechen an!


Wie Staaten & Parteien die Social Media Potentiale für sich entdecken


Für die Mehrheit der User ist dies keine Neuigkeit, doch die Reichweite ist für viele kaum greifbar. Der „kleine Mann“ kann sich aktiver in Diskussionen einbringen, die vor Jahren für Ihn unerreichbar waren und vielleicht deshalb auch in Desinteresse mündeten. Das Web 2.0 greift aktiv in das politische Geschehen ein, deckt politische Skandale auf, schürt kritische Stimmen und gibt Dissidenten die Möglichkeit sich von ihren kommunikativen Fesseln zu lösen, welche ihnen von der politischen Führung angelegt worden sind. Bestes Beispiel hierfür sind die Wahlen im Iran vergangenes Jahr.
Das Social Web macht also den Anschein, dass es ein wirksames, politisches Instrument für die Bevölkerung ist.



Social Media als politisches Kommunikationsinstrument


Andersherum ist es aber ein genauso wichtiges Instrument für die Volksvertreter. Nicht zuletzt nach dem Wahlkampfsieg von Obama, der soziale Medien effektiv für seine Kampagne einzusetzen wusste, wird das Web 2.0 mehr und mehr weltweit in die Politik einfließen. E-Governance heißt das Zauberwort.



Social Media in Singapur


Ein interessantes Beispiel ereignet sich gerade in dem Stadtstaat Singapur. Singapur dürfte bekannt sein als klinisch rein, den bedeutsamen Hafen und der rapiden Entwicklung zum Industriestaat.
Singapur ist von der Regierungsform ähnlich dem Vereinigten Königreich, mit dem Unterschied, das seit 1965 ziemlich uneingeschränkt die P.A.P (People´s Action Party) regiert. Die Opposition stellte nur 2 Positionen im Parlament, was u.a. an den Hürden liegt, die es gegen die P.A.P. zu bewältigen gilt. So unterliegen die Medien der Zensur der P.A.P. Die Zensur verbietet u.a. kritische Berichterstattung an der Regierung und ausländische Zeitungen und Magazine sind eingeschränkt in Ihrer Berichterstattung, im Democracy Index landet Singapur damit nur auf Platz 82. Knapp vor Bangladesch.




[caption id="attachment_148" align="alignleft" width="819" caption="Twitteraccount der Workers Party Singapore"]Twitteraccount der Workers Party Singapore[/caption]

 


„Doch soziale Medien haben die Eintrittsbarrieren für den politischen Diskurs gesenkt, für Singapur sei dies besonders bedeutend, da der Zugang zu politischer Diskussion hohe Begleitrisiken hat.“ Beschreibt Mark Cenite von der Nanyang University in der NY Times die Situation vor den Wahlen.


Die Opposition nutzte also die Möglichkeit durch SM-Kampagnen aktiver in den Wahlkampf einzusteigen und vielleicht die Vormachtstellung der P.A.P. anzukratzen. Den kleinen Parteien ist nun die Möglichkeit gegeben von der Viralität der sozialen Medien zu profitieren. Paradoxer Weise intensiviert momentan die P.A.P. die Investitionen in Breitbandtechnologie, Online Dienste und in neue Medien.



Über 50% der Bevölkerung bei Facebook


So kann Singapur bei ca. 5 Mio. Einwohnern, laut socialbakers.com ca. 2,5 Mio. aktive Facebook Nutzer aufweisen (http://www.socialbakers.com/facebook-statistics/singapore / als tag). Dies verdeutlicht die Potenziale im Hinblick auf die Reichweite bei der Bevölkerung. Die kleinen und weniger einflussreichen Parteien profitieren von Social Media und geben ihnen eine größere Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, sowie mehr Wettbewerbsfähigkeit in der politischen Debatte.


So wird der Wahlausgang trotz klarem Wahlsieg der P.A.P. als Sieg der Opposition gewertet. Die sie ihre Sitzzahl von 2 auf 6 ausbauen konnte und damit verdreifachen konnte und sich sogar den Wahlbezirk des Außenministers sichern konnte.
Inwiefern soziale Medien direkten Einfluss auf das Geschehen in Singapur genommen haben, lässt sich sicherlich diskutieren. Es liegt aber auf der Hand, dass soziale Medien der Opposition eine Plattform geschaffen haben, die ihr vorher durch hohe Eintrittsbarrieren und Kontrolle der Medien verwehrt wurde.


Social Media erklimmt Stufe für Stufe die Treppe von einer Ebene zur nächsten. Im Kontext zur ägyptischen Revolution trug es auf friedliche Art und Weise dazu bei, ein Land zu einem demokratischen Wandel zu verhelfen.


Philipp Orlet

Montag, 9. Mai 2011

Assange Interview

Julian Assange: „Facebook is a spy machine“


Julian Assange bestätigt in einem Interview mit russian.today, das, was Verschwörungstheoretiker und Facebookkritiker längst ahnten: Facebook und andere Internetkonzerne, wie Google und Yahoo sollen personenbezogene Daten für den CIA zur Verfügung stellen. Laut Assange stelle Facebook unaufgefordert und auf freiwilliger Basis Daten, die auf dem sozialen Netzwerk von Einzelpersonen veröffentlicht werden, zur Verfügung. So würden die großen us-amerikanischen Netzwerke sogar Schnittstellen für US-Geheimdienste in ihre Systeme integrieren.  Über diese Schnittstellen würde den Geheimdiensten die Möglichkeiten gegeben, Daten abzurufen und aktive Monitore freizuschalten. Dieser kostenlose „Service“ komme richterlichen Beschlüssen zur Herausgabe von Daten relevanter Personen zuvor und geschehe freiwillig.



mit jedem neuen Freund leistet der User kostenlose Hilfe für die CIA?


Das Hinzufügen eines Freundes unterstütze kostenlos die CIA, so Assange. In verschiedenen Foren wird gemutmaßt, nicht nur soziale Netzwerke würden Geheimdiensten Daten zur Verfügung stellen, auch andere Akteure des Web 2.0 seien Teil dieses perfiden Mechanismus.


Wahrscheinlich wenig Auswirkungen wird diese Neuigkeit auf das Nutzungsverhalten der Facebookuser haben.



personenbezogene Daten zur Unterstützung behördlicher Ermittlungen längst Realität


Bestes Beispiel, dass Daten sozialer Netzwerke zu behördlichen Ermittlungen genutzt werden ist die Verhaftung des kalabrischen Mafiabosses Pasquale Manfredi, der allzu offen und unvorsichtigt mit dem Internet und dem sozialen Netzwerk Facebook umgegangen war. Allerdings wurde dieser letztendlich anhand seiner IP-Adresse lokalisiert und verhaftet.


Gemäß des Falls, die Vorwürfe, die Assange gegen Facebook & Co erhebt, stimmen, ist das sicherlich ein weiteres Beispiel, dass auch demokratische Staaten das Internet in ungeahntem Maß dazu nutzen, personenbezogene Daten zu sammeln und im Deckmantel der nationalen Sicherheit, zu nutzen.



veraltete Gesetze


Die Gesetze, die oft veraltet sind oder gar nicht auf grenzenüberschreitene weltweite Kommunikationsmechanismen, wie dem Internet, ausgerichtet sind, reichen nicht mehr aus.


Die Nutzer, die allzu offenherzlich mit sensiblen privaten Daten umgehen, sind noch nicht ausreichend im Hinblick auf diese Problematik sensibilisiert worden.



international geltende Normen im Internet erforderlich


Internationale Normen in der Ordnungsethik des Internets zu implementieren (vgl. Lütge 2002) stellt eine neue Herausforderung für das Internet dar.


So hat schon Tim Berners-Lee auf die Gefahr des Verlusts der Universalität des Internets hingewiesen (vgl. Berners-Lee Weaving the web 1999) und das Fehlen eines Gatekeepers im Internet thematisiert. In Fällen, wo alle, der 4 Schichten im Internet, von einem Unternehmen kontrolliert werden, gibt es ein Monopol. Dieser Umstand fördert die Gefahr der Zensur. Multinationalen Medienkonzernen müssen international gültige ethische und rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen gesetzt werden.


Fritz Ramisch


 

Dienstag, 3. Mai 2011

Facebook nur Unterhaltungsmedium?

Facebook – Ablenkung oder effektive Lernhilfe?


Einst als Netzwerk von Studenten für Studenten ins Leben gerufen bietet Facebook den Nutzern vor allem eins. Ablenkung! ? Oder?


Facebook wird noch immer überwiegend freizeitorientiert als reines Kommunikationsmittel genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt Bernadette Kneidinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien, in ihrer Diplomarbeit . Ist der unbedingte Drang sich einzuloggen und die Begierde nach Informationen über Menschen im eigenen Umfeld stärker als der Vorsatz sich auf wesentliche Aufgaben zu konzentrieren? Oder kann beides gar miteinander verbunden werden?



US Studie: Facebookuser haben schlechtere Noten


Eine Studie der Ohio State University belegt das, was viele sich schon längst dachten. Facebook lenkt ab und das schlägt sich auf die beruflichen und studentischen Leistungen nieder (http://researchnews.osu.edu/archive/facebookusers.htm). Die Zeit, die eigentlich für das Lernen während des Studiums aufgewendet werden müsste wird wegrationalisiert und bei Facebook“ verplempert“. Teilnehmer der US-Studie waren 219 Studenten und Absolventen. Sie gaben detaillierte Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihre Facebookrituale. Zwei Drittel aller Studenten seien mindestens 1mal pro Tag eingeloggt, viele davon mehrmals täglich.


Bernadette Kneidingers Untersuchung der Nutzungsintensität von Facebook Usern lässt in Puncto Nutzungsdauer am Tag auf Parallelen im Nutzungsverhalten amerikanischer und europäischer Studenten schließen. Kneidinger fand heraus, dass 23,5 % aller befragten Abiturienten als Intensivnutzer einzustufen sind und mehr als 2h/Tag (vgl. Kneidinger 2010) Facebook aktiv nutzen. Studenten an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Niedersachsen gaben mitunter eine Nutzungsdauer von 8-10h/Tag an. Hierbei sei die Frage nach der Aktivität gestattet. Darauf angesprochen wird schnell klar, dass die hohe Nutzungsdauer gern relativiert wird und Facebook als Nebenbeimedium eingestuft wird. So gab eine Studentin aus Berlin zu, „fast den halben Tag eingeloggt“ zu sein, „effektiv aber höchstens 2 Stunden“ Facebook zu nutzen.


Eine interessante Frage, die sich aufdrängt ist:



Wann hört Aktivität bei der Nutzung sozialer Netzwerke auf? Ab wann kann wirklich von einer Nutzung nebenbei gesprochen werden?


Bernadette Kneidinger sieht die Verantwortung vor allem bei den Studenten und will Facebook nicht allein den schwarzen Peter zu schieben. Sie ist der Ansicht, man müsse„bei jedem Facebooknutzer natürlich auch bedenken die Person ist auch selbst dafür verantwortlich wie sie sich die Zeit einteilt. Jeder muss selbst entscheiden wie viel Zeit verbringt man jetzt bei Facebook und wie viel Zeit bringt die Person jetzt für das Lernen und für Arbeit auf. Facebook ist ein Aspekt, eine Ablenkung von einer Unmenge von Ablenkungen die man während des Lernens haben kann und mit der man umgehen lernen muss.Darum glaub ich, dass nicht Facebook daran Schuld ist, dass generell die Lernleistungen zurückgehen.“



nützliche Tools auf Facebook



Fakt ist auf Facebook „on sein“ und Lernen ist nicht zwingend ein Widerspruch in sich. Denn es gibt eine Reihe nützlicher Tools auf Facebook, die das Lernen, Recherchieren und Projekte bearbeiten vereinfacht. Studenten beweisen Einfallsreichtum und nutzen die Möglichkeit geschlossene Gruppen zu gründen, wo Bilder hochgeladen , Links geteilt werden können. Mithilfe dieser Gruppen kann eine zeitliche und räumliche Überbrückung geschaffen werden und eine Kommunikation mit den Projektgruppenmitgliedern ist auch im Anschluss an einen Unitag noch möglich. Ein nicht zu unterschätzender weiterer Vorteil, ist dass sämtliche Links, Posts, Dokumente und Termine virtuell an einem Platz gespeichert und zu jeder Zeit abrufbar sind. Detailliertere Absprachen, Diskussionen und Feedbacks können dann ohne weiteres über den gruppeninternen Chat vorgenommen werden. Selbst kleinere Umfragen können via Facebook geschaltet werden und erreichen durch die share Funktion teilweise enorm hohe Teilnehmerzahlen. Die Auswertung übernimmt dann… Na wer wohl? Facebook natürlich.


Natürlich kann Facebook nicht alles. Die Hausarbeit oder die Präsentation müssen Sie dann schon selbst erledigen. Natürlich ist Facebook trotz nützlicher Projektmanagementtools noch immer ein hoher Ablenkungsfaktor und so solle man laut Bernadette Kneidinger „nicht vergessen für was Facebook eigentlich steht. Facebook steht eigentlich für diese Vernetzung von Freunden rund um die Erdkugel. Der Lernaspekt ist jetzt nicht unbedingt ein zentrales Motiv von Facebook.“



Exitstrategie, wenn die Facebooknutzung überhand nimmt?


Gehören Sie zu denjenigen, die sich leicht ablenken lassen und für die die Dampfplauderei auf Facebook ungewollt höhere Priorität besitzt als konstruktives Arbeiten?
Dann haben wir für Sie die richtige Exitstrategie! Einfach Facebookaccount für den Zeitraum der Prüfungen oder des Projekts deaktivieren. Nach erfolgreichem Bestehen der Prüfungen können Sie, ohne, dass Inhalte, Freunde etc. gelöscht wurden wieder der wahrscheinlich schönsten Nebensache der Welt nachgehen. Mit dem Gefühl etwas verpasst zu haben müssen Sie natürlich selbst fertig werden :-) .



Das ausfürhliche Interview mit Bernadette Kneidinger finden Sie in unserem Blog unter der Rubrik "Interviews"


Das Buch "Facebook und Co - Eine soziologische Analyse von Interaktionsformen in Online Social Networks" von Bernadette Kneidinger


Fritz Ramisch

Montag, 2. Mai 2011

Assange im Interview

Interview mit Julien Assange bei russian.today


"Facebook is a spy machine"


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Couponingmarkt kommt in Bewegung

Facebook deals vs. Groupon


-Wo dem vermeintlichen starken Facebook Konkurrenten die Luft ausgeht


 


Was wurde Groupon gehyped! Von den Fachleuten, der Wirtschaft (die Groupon mit Geld zuschütteten) und später von der Tagespresse. Groupon ist mittlerweile in der Gesellschaft angekommen und Menschen aller couleur, grasen die Rabatte ab. Rabatte für Gastronomieangebote, Rundflügen bis hin zu Schlammbad-Thaimassagen im 4 Sternehotel in der Lausitz.



Der Couponingmarkt kommt in Bewegung


Doch nun kommt Bewegung in den Markt. Spätestens seit Facebook, der Goliath der sozialen Netzwerke, mit „facebook deals“ und „facebook-places“ 2 neue Anwendungen auf den Markt wirft und durchaus für Wirbel sorgt. Auf den Punkt gebracht: Spielcharakter mit sozio-ökonomischen Effekten. Was vielleicht einfach nur schnöde von Foursquare/Gowalla kopiert wurde, wird nun zur Splitterhandgranate im Coupon Markt.


Soweit scheint alles plausibel zu sein. Facebook das größte soziale Netzwerk mit einer aktiven Userbasis und vielen mobile-Usern nutzt die Möglichkeiten und Potenziale der Location-based Services aus. Und das Spielerisch, an soziale Bedürfnisse appellierend. So sind die geo-location Dienste nun einmal. Es wird sich bald die Frage für den Nutzer aufwerfen, warum er noch das Browser-gestützte Groupon nutzen sollte? Wo er doch bei facebook-deals spontan und teilweise empfehlungsgestützt durch seine Entourage den Rabatt seiner Wahl erhält.



Groupons Chance


Momentan hinken die „dealenden“ Anbieter noch hinterher, um dem spielerischen Couponing Ansatz alà Foursquare von Facebook den Weg frei zu machen. Betrachtet man vorsichtig die von Radioshack prognostizierte 3,5x häufigerere Verweildauer im Einzelhandel der Foursquare-User, bietet dies eine Aussicht auf die Unternehmensstrategie von Facebook. Selbige wird die Vormachtstellung von Groupon arg in Bedrängnis bringen. Es scheint nur eine Frage der Zeit bis Groupon zum Handeln gezwungen sein wird, um ihre Spitzenposition im Coupon Business zu verteidigen.


Mit reinem Couponing wird Groupon es aufjedenfall schwer haben. Möglicherweise würde eine Diversifikation die Chancen, die Marktmacht zu halten, erhöhen.


Philipp Orlet