Neue Zeiten brechen an!
Wie Staaten & Parteien die Social Media Potentiale für sich entdecken
Für die Mehrheit der User ist dies keine Neuigkeit, doch die Reichweite ist für viele kaum greifbar. Der „kleine Mann“ kann sich aktiver in Diskussionen einbringen, die vor Jahren für Ihn unerreichbar waren und vielleicht deshalb auch in Desinteresse mündeten. Das Web 2.0 greift aktiv in das politische Geschehen ein, deckt politische Skandale auf, schürt kritische Stimmen und gibt Dissidenten die Möglichkeit sich von ihren kommunikativen Fesseln zu lösen, welche ihnen von der politischen Führung angelegt worden sind. Bestes Beispiel hierfür sind die Wahlen im Iran vergangenes Jahr.
Das Social Web macht also den Anschein, dass es ein wirksames, politisches Instrument für die Bevölkerung ist.
Social Media als politisches Kommunikationsinstrument
Andersherum ist es aber ein genauso wichtiges Instrument für die Volksvertreter. Nicht zuletzt nach dem Wahlkampfsieg von Obama, der soziale Medien effektiv für seine Kampagne einzusetzen wusste, wird das Web 2.0 mehr und mehr weltweit in die Politik einfließen. E-Governance heißt das Zauberwort.
Social Media in Singapur
Ein interessantes Beispiel ereignet sich gerade in dem Stadtstaat Singapur. Singapur dürfte bekannt sein als klinisch rein, den bedeutsamen Hafen und der rapiden Entwicklung zum Industriestaat.
Singapur ist von der Regierungsform ähnlich dem Vereinigten Königreich, mit dem Unterschied, das seit 1965 ziemlich uneingeschränkt die P.A.P (People´s Action Party) regiert. Die Opposition stellte nur 2 Positionen im Parlament, was u.a. an den Hürden liegt, die es gegen die P.A.P. zu bewältigen gilt. So unterliegen die Medien der Zensur der P.A.P. Die Zensur verbietet u.a. kritische Berichterstattung an der Regierung und ausländische Zeitungen und Magazine sind eingeschränkt in Ihrer Berichterstattung, im Democracy Index landet Singapur damit nur auf Platz 82. Knapp vor Bangladesch.
[caption id="attachment_148" align="alignleft" width="819" caption="Twitteraccount der Workers Party Singapore"][/caption]
„Doch soziale Medien haben die Eintrittsbarrieren für den politischen Diskurs gesenkt, für Singapur sei dies besonders bedeutend, da der Zugang zu politischer Diskussion hohe Begleitrisiken hat.“ Beschreibt Mark Cenite von der Nanyang University in der NY Times die Situation vor den Wahlen.
Die Opposition nutzte also die Möglichkeit durch SM-Kampagnen aktiver in den Wahlkampf einzusteigen und vielleicht die Vormachtstellung der P.A.P. anzukratzen. Den kleinen Parteien ist nun die Möglichkeit gegeben von der Viralität der sozialen Medien zu profitieren. Paradoxer Weise intensiviert momentan die P.A.P. die Investitionen in Breitbandtechnologie, Online Dienste und in neue Medien.
Über 50% der Bevölkerung bei Facebook
So kann Singapur bei ca. 5 Mio. Einwohnern, laut socialbakers.com ca. 2,5 Mio. aktive Facebook Nutzer aufweisen (http://www.socialbakers.com/facebook-statistics/singapore / als tag). Dies verdeutlicht die Potenziale im Hinblick auf die Reichweite bei der Bevölkerung. Die kleinen und weniger einflussreichen Parteien profitieren von Social Media und geben ihnen eine größere Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, sowie mehr Wettbewerbsfähigkeit in der politischen Debatte.
So wird der Wahlausgang trotz klarem Wahlsieg der P.A.P. als Sieg der Opposition gewertet. Die sie ihre Sitzzahl von 2 auf 6 ausbauen konnte und damit verdreifachen konnte und sich sogar den Wahlbezirk des Außenministers sichern konnte.
Inwiefern soziale Medien direkten Einfluss auf das Geschehen in Singapur genommen haben, lässt sich sicherlich diskutieren. Es liegt aber auf der Hand, dass soziale Medien der Opposition eine Plattform geschaffen haben, die ihr vorher durch hohe Eintrittsbarrieren und Kontrolle der Medien verwehrt wurde.
Social Media erklimmt Stufe für Stufe die Treppe von einer Ebene zur nächsten. Im Kontext zur ägyptischen Revolution trug es auf friedliche Art und Weise dazu bei, ein Land zu einem demokratischen Wandel zu verhelfen.
Philipp Orlet