Dienstag, 3. Mai 2011

Facebook nur Unterhaltungsmedium?

Facebook – Ablenkung oder effektive Lernhilfe?


Einst als Netzwerk von Studenten für Studenten ins Leben gerufen bietet Facebook den Nutzern vor allem eins. Ablenkung! ? Oder?


Facebook wird noch immer überwiegend freizeitorientiert als reines Kommunikationsmittel genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt Bernadette Kneidinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien, in ihrer Diplomarbeit . Ist der unbedingte Drang sich einzuloggen und die Begierde nach Informationen über Menschen im eigenen Umfeld stärker als der Vorsatz sich auf wesentliche Aufgaben zu konzentrieren? Oder kann beides gar miteinander verbunden werden?



US Studie: Facebookuser haben schlechtere Noten


Eine Studie der Ohio State University belegt das, was viele sich schon längst dachten. Facebook lenkt ab und das schlägt sich auf die beruflichen und studentischen Leistungen nieder (http://researchnews.osu.edu/archive/facebookusers.htm). Die Zeit, die eigentlich für das Lernen während des Studiums aufgewendet werden müsste wird wegrationalisiert und bei Facebook“ verplempert“. Teilnehmer der US-Studie waren 219 Studenten und Absolventen. Sie gaben detaillierte Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihre Facebookrituale. Zwei Drittel aller Studenten seien mindestens 1mal pro Tag eingeloggt, viele davon mehrmals täglich.


Bernadette Kneidingers Untersuchung der Nutzungsintensität von Facebook Usern lässt in Puncto Nutzungsdauer am Tag auf Parallelen im Nutzungsverhalten amerikanischer und europäischer Studenten schließen. Kneidinger fand heraus, dass 23,5 % aller befragten Abiturienten als Intensivnutzer einzustufen sind und mehr als 2h/Tag (vgl. Kneidinger 2010) Facebook aktiv nutzen. Studenten an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Niedersachsen gaben mitunter eine Nutzungsdauer von 8-10h/Tag an. Hierbei sei die Frage nach der Aktivität gestattet. Darauf angesprochen wird schnell klar, dass die hohe Nutzungsdauer gern relativiert wird und Facebook als Nebenbeimedium eingestuft wird. So gab eine Studentin aus Berlin zu, „fast den halben Tag eingeloggt“ zu sein, „effektiv aber höchstens 2 Stunden“ Facebook zu nutzen.


Eine interessante Frage, die sich aufdrängt ist:



Wann hört Aktivität bei der Nutzung sozialer Netzwerke auf? Ab wann kann wirklich von einer Nutzung nebenbei gesprochen werden?


Bernadette Kneidinger sieht die Verantwortung vor allem bei den Studenten und will Facebook nicht allein den schwarzen Peter zu schieben. Sie ist der Ansicht, man müsse„bei jedem Facebooknutzer natürlich auch bedenken die Person ist auch selbst dafür verantwortlich wie sie sich die Zeit einteilt. Jeder muss selbst entscheiden wie viel Zeit verbringt man jetzt bei Facebook und wie viel Zeit bringt die Person jetzt für das Lernen und für Arbeit auf. Facebook ist ein Aspekt, eine Ablenkung von einer Unmenge von Ablenkungen die man während des Lernens haben kann und mit der man umgehen lernen muss.Darum glaub ich, dass nicht Facebook daran Schuld ist, dass generell die Lernleistungen zurückgehen.“



nützliche Tools auf Facebook



Fakt ist auf Facebook „on sein“ und Lernen ist nicht zwingend ein Widerspruch in sich. Denn es gibt eine Reihe nützlicher Tools auf Facebook, die das Lernen, Recherchieren und Projekte bearbeiten vereinfacht. Studenten beweisen Einfallsreichtum und nutzen die Möglichkeit geschlossene Gruppen zu gründen, wo Bilder hochgeladen , Links geteilt werden können. Mithilfe dieser Gruppen kann eine zeitliche und räumliche Überbrückung geschaffen werden und eine Kommunikation mit den Projektgruppenmitgliedern ist auch im Anschluss an einen Unitag noch möglich. Ein nicht zu unterschätzender weiterer Vorteil, ist dass sämtliche Links, Posts, Dokumente und Termine virtuell an einem Platz gespeichert und zu jeder Zeit abrufbar sind. Detailliertere Absprachen, Diskussionen und Feedbacks können dann ohne weiteres über den gruppeninternen Chat vorgenommen werden. Selbst kleinere Umfragen können via Facebook geschaltet werden und erreichen durch die share Funktion teilweise enorm hohe Teilnehmerzahlen. Die Auswertung übernimmt dann… Na wer wohl? Facebook natürlich.


Natürlich kann Facebook nicht alles. Die Hausarbeit oder die Präsentation müssen Sie dann schon selbst erledigen. Natürlich ist Facebook trotz nützlicher Projektmanagementtools noch immer ein hoher Ablenkungsfaktor und so solle man laut Bernadette Kneidinger „nicht vergessen für was Facebook eigentlich steht. Facebook steht eigentlich für diese Vernetzung von Freunden rund um die Erdkugel. Der Lernaspekt ist jetzt nicht unbedingt ein zentrales Motiv von Facebook.“



Exitstrategie, wenn die Facebooknutzung überhand nimmt?


Gehören Sie zu denjenigen, die sich leicht ablenken lassen und für die die Dampfplauderei auf Facebook ungewollt höhere Priorität besitzt als konstruktives Arbeiten?
Dann haben wir für Sie die richtige Exitstrategie! Einfach Facebookaccount für den Zeitraum der Prüfungen oder des Projekts deaktivieren. Nach erfolgreichem Bestehen der Prüfungen können Sie, ohne, dass Inhalte, Freunde etc. gelöscht wurden wieder der wahrscheinlich schönsten Nebensache der Welt nachgehen. Mit dem Gefühl etwas verpasst zu haben müssen Sie natürlich selbst fertig werden :-) .



Das ausfürhliche Interview mit Bernadette Kneidinger finden Sie in unserem Blog unter der Rubrik "Interviews"


Das Buch "Facebook und Co - Eine soziologische Analyse von Interaktionsformen in Online Social Networks" von Bernadette Kneidinger


Fritz Ramisch

2 Kommentare:

  1. allerdings kann man KEINE Dokumente bei Facebook hochladen, trotzdem gut.

    AntwortenLöschen
  2. aber man kann doch garkeine Dokumente hochladen. trotzdem gut

    AntwortenLöschen